Monday, November 13, 2006

Jacken- und Stiefelloses Dasein

16.11.2006

So langsam fang ich an mir hier die Füße abzufrieren. Es ist zwar immer noch schön, die Sonne scheint, aber der Wind hier ist echt Wahnsinn. Ok, ok, ich wohn direkt am Meer ... ich weiß schon.
Wollte mir gestern mal wieder ;) ne Jacke kaufen gehen ... Aber entweder sind die Jacken lila, pink mit Goldknöpfen, Goldketten, Broschen (ich hasse Gold) und allem Firlefanz oder es sind richtig schöne Jacken/Mäntel, die allerdings die 250 Euro Grenze durchbrechen. Also bin ich noch immer Jackenlos ... ich hab mir zwar n Schal gekauft, aber das wohl eher ein Notkauf. Die Haarklammern waren auch ein Notkauf ... Von notgekauften Ohrringen konnte ich mich gerade noch losreißen. Ist das genetisch bedingt?

Ich versuch mein Glück dann nächste Woche mal mit Schuhen. Irgendwelche Stiefel, ohne Gold, ohne Pfennigabsätze, ohne Firlefanz wird es doch wohl geben? Und wenn nicht, könnte ich meine Verwandten mal schocken, indem ich nächstes Jahr am Flughafen in goldbestickten Hotpants und pelzbesetzen pinken Cowboystiefeln mit Pfennigabsätzen auftauche. Wenn ich das ohne Knöchelbruch bis durch den Zoll schaffen sollte, fall ich spätestens bei den erstaunten Gesichtern um ;)

Sonntag war ich mit Susanne (die deutschlernende Japanerin) in Hakone wandern. Das letzte Mal dort hatte ich keine Zeit mir den Wasserfall und die alte Zedernallee anzuschauen, das haben wir jetzt beide nachgeholt.Wir sind also bis Kowakidani gefahren und von dort aus in den Wald wandern.

Wandern ist normal nicht so mein Fall, da ich mich nach ca. einer Stunde tödlich langweile und lieber auf ner Bank sitzen würde ...

Die Wanderwege waren aber ok, nur ca. 20 Minuten bis zum Wasserfall und dann wieder ...
... 40 Minuten bis zur nächsten Station, da fall ich nicht gleich vor Langeweile um. Zumal Wandern in Japan interessanter ist als in Deutschland. Vielleicht liegt es aber auch an den Umständen. Denn diesmal war ich nicht 12 und mußte mit meinen Eltern und Familie nach dem langweiligen Essen im Odenwald noch den gezwungenen "Verdauungsspaziergang danach" machen.

Hakone liegt nicht ganz so hoch wie Nikko und daher fängt das "Herbstlaub" hier erst an ...
aber auch ohne Herbstlaub sieht es toll aus ... oder?
Am Anfang waren die Wanderwege nichts als "Furchen", die um Bäume und deren Wurzeln herum gegraben wurden. Die Wurzeln dienten quasi als Stufen und man musste sich langsam von unten nach oben zum Berggipfe hocharbeiten. Später ging das Ganze dann in feldähnliche Wege über.
Nach dem Fußmarsch waren wir dann gegen ein Uhr in Hakonemachi (wenn ich mich richtig erinnere) angekommen und sind auf eine kleine Halbinsel, von der aus man Fujisan gut sehen soll. Am Anfang waren noch viele Wolken am Gipfel und wir sind dann erst mal im Park ...
... spazieren gegangen und haben uns zum Essen ein Restaurant in der Nähe gesucht.

Von dem Park hat man nicht nur einen schönen Blick auf den Fuji, sondern auch auf den See Ashinoko. Dort fahren die Piratenschiffe, die wir doch "damals geentert" haben ;) Nach dem Essen sind wir nochmal durch den Park um zu schauen, ob inzwischen die Wolken vom Fujisan weggeweht wurden, aber noch nicht ganz ... Also weiter zur Zedernalle, die schon über 400 Jahre alt sein soll.

Am Ender kleinen Allee hatten wir
am Seeufer nochmal eine Gelegenheit
das ganze Panorama der Berge
anzuschauen und diesmal waren
auch kaum noch Wolkem am Fujisan.
Auch wenn es nur ein Berg ist, der
Anblick ist echt atemberaubend.

Das Wetter war super, Sonnenschein,
leichter Wind und eine umwerfende
Sicht. Am Ufer saß ein Mann und hat
die Kulisse in Aquarell gemalt.
Ich hätte wirklich stundenlang
dasitzen können und mir nur die
Landschaft anschauen können ... herrlich.


Hier einige der Bilder ...

Nach dem optischen Genuß ging es weiter auf den alten "stone paved" Weg, den früher schon die Samurai gelaufen sind.

Unter paved hatte ich was anderes verstanden, aber eigentlich hätte es mir bei "Edo-Zeit" schon klar sein müssen, dass es alles andere als "bequem" wird. Der Weg sah dann aus wie auf nebenstehendem Bild. Wie man das früher in aus Stroh gefertigen Sandalen (FlipFlops) hat laufen können ist mir ein Rätsel. Selbst wenn ich den Kilometer-Marsch angetreten wäre, wäre ich Messner-mäßig ohne Zehen am Ziel angekommen.

Nach etwas über einer Stunde Steine-bergablaufen waren wir dann, nicht ganz am Ziel unserer Reise, aber bei einer kleinen Hütte, in der wir Rast gemacht haben. Die Hütte hatten innen nur Erdboden und man konnte sich auf keline Baumstümpfe setzen. Alles sehr rustikal und, abgesehen von den Temperaturen, sehr gemütlich.
Zu trinken gab es süßen Sake (gemacht aus dem, was nach dem Sakebrauen übrigbleibt, irgendwie gesüßt, aber ohne Zucker und Alkohol) und irgendetwas grünes mit Körnern. Wer wollte konnte noch eine Art Kräutertee trinken, der aber irgendwie wie flüssige Ricola Bonbons geschmeckt hat.

Als wir mit Trinken fertig waren, war es draußen schon dunkel und wir haben uns dann doch für die verwöhnte Fortbewegungsvariante "Bus" entschieden. Viele andere dachten ähnlich und wir fanden uns dann gequetscht stehend in einem von Touristen überfüllten Bus wieder. Wir hatten Glück, des es war auch noch Stau auf dem Weg zum Bahnhof und so konnten wir das angenehme kuschelige Gefühl zwischen miefenden Wanderern, angetrunkenen Kneipenhopsern und derartigen Zeitgenossen umso mehr genießen.

Hinzu kam noch, dass der Bufahrer entweder zum ersten mal Serpentinen mit einem Bus gefahren ist, Ayrton Sennas verschollener Sohn oder einfach nur schlecht im Schätzen von Geschwindigkeiten ist. In jeder Serpentine wurde der Businhalt nach außen geschleudert und man konnte nur noch "ahs" und "ohs" und das Geräusch hören, das beim schnellen Einziehen von Luft erzeugt wird. In einer Kurve hat er sich dann doch wohl etwas überschätzt, der gute Fahrer, da hat der Bus sich so geneigt, dass wir vorne rechts mit der Karosse aufgesetzt haben. Danach ist er nur minimal "normaler" gefahren und ich war wirklich froh, dass ich mit dem Bus nicht im Winter, bei Glätte, zum Bahnhof fahren muss.

Nach der Fahrz sind wir nur noch was trinken gegangen um die Zeit bis der Zug fährt zu überbrücken und sind dann zurück nach Shinjuku. Ich bin nach Yokohama, Susanne Richtung Ikebukuro, ich noch schnell in den Supermarkt (22 Uhr ! Es lebe der 24. Stundensupermarkt!) und dann heim.

Oh, fast vergessen.
Als ich, auf dem Weg zum Zug, am morgen um 6 Uhr bei der Kneipe um die Ecke vorbeigelaufen bin, hat mich ein Afrikaner angesprochen. Ich komm an der Kneipe öfter vorbei und hab schon gesehen, dass die einem Amerikaner, wie ich dachte, gehört.
Naja, der Typ meinte was von "nette Afrikaansbar, komm doch auf´n Drink rein" usw. Er sah nicht aus, als wäre er gerade (6 Uhr!), aufgestanden, also nehme ich an, dass er die letzten 24 Stunden kein Bett gesehen hatte. Dementsprechend kam auf mein "I have to go" auch gleich ein "Stay here and I will make you happy" ...
Äh ... ja, so eine nette Konversation brech ich natürlich nur ungern ab, aber ich musste "leider" meinen Zug erwischen.
Als ich abends wieder dort vorbeikam, war er nicht mehr da. War wohl beim "glücklich machen" zu Hause ...

bis neuestens

PS. Damit das Gleichgewicht des Zuckerhaushalts der Seite wieder hergestellt wird nun ein leckeres Bild vom Inhalt meines Kühlschranks im Anschluss:

2 comments:

Anonymous said...

Bei den schönen Bildern vom See, fällt mir ein, dass ich kürzlich erst nen Realfilm, basierend auf der Animeserie "Meitantei Conan", gesehen habe. In dem Film hat ne Schulklasse nen Ausflug zu dem See gemacht und auch eine Schiffstour. Aber irgendwie sehen deine Bilder schöner aus.

Übrigends, wie es scheint, wird es hier in D auch bald Läden geben, die deutlich länger geöffnet haben. ^^

Ich könnte dir vielleicht die Adressen von ein paar Shops aus Tokyo rausfinden, in denen du sicher keine goldbehangenen Jacken und Mäntel bekommst. Aber dafür findest du dort nicht gerade farbliche Vielfalt, dort herrscht überwiegend Schwarz ^^

Naja, viel Spass beim Shoppen

ataje said...

@ mario

hab nix gegen schwarz ... also her damit ;)

hab jetzt erst mal einen mantel gefunden. der muss reichen, aber wenn es arg kalt wird, brauch ich wohl was neues.
sieht so aus
http://imageserver.mexx.com/images/products/1T/224/1T224_1AA.tif?ftr=5.0&wid=280&cvt=jpeg

besser als nix ;)