Saturday, February 10, 2007

Back in Morioka

Hallo zusammen, bin am Donnerstag Mittag mit dem Zug in Morioka angekommen und von meiner Freundin (M.) abgeholt worden. Sie hatte ihren kleinen Sohn dabei, der inzwischen schon 5 Jahre ist. Ihre Tochter ist jetzt 7 und hat mich mit ihren Japanischkenntnissen "ueberholt".

Gestern habe ich zur Übung mein Tagebuch auf Japanisch geschrieben und sie hat es mir korrigiert ... schon irgendwie peinlich. M. und ihr Mann haben ein kleines Haus gebaut, was für japanische Verhältnisse jedoch sehr groß ist. Es gibt sogar je ein Kinderzimmer für die Kleinen. Die Tochter hat sich noch an mich erinnert, wobei der Kleine nicht genau wusste, was er mit der Ausländerin am Anfang machen soll. Aber nach zwei Tagen hat er sich dran gewöhnt und fragt mich ständig Dinge, die ich auf Grund seiner Sprechgeschwindigkeit nur schwer ausmachen kann. Gestern ist er den ganzen Kühlschrank mit mir durchgegangen und hat immer gefragt "Und, magst Du Brot?" ... "Und was ist mit Kohl?" Irgendwann sind uns dann die Lebensmittel ausgegangen und wir haben Schreiben geübt ;)

Wir waren noch Shoppen und haben die Kinder beim Klavierspielen abgeliefert ... sonst hab ich noch nicht viel gemacht. Nachher geh ich noch in die Stadt und guck mal, was sich so hier verändert hat.

Von Sendai hatte ich ja auch noch nix geschrieben. Ich war mit T. und seiner Freundin M. ein paar Mal in der Stadt, beim alten Schloss in Sendai und bei einigen Tempeln. Einen Tag wollten wir nach Zao in die Berge und uns die Schneemonster angucken. Das sind Bäume, die von allen Seiten mit Schnee voll sind und eben wie große Monster aussehen. Leider haben wir da irgendwas verwechselt. Wir sind von der falschen Seite zum Berg gefahren und da das Wetter so schlecht war, war der Pass zur anderen Seite geschlossen. Man konnte hoch auf den Berg und dann mit Kettenautos, oder wie die heißen, zu den Monstern. Aber als wir oben angekommen waren, war der Wind so stark, das wir vor lauter Schnee nichts sehen konnten. Wir wollten dann wenigstens etwas spazieren gehen, wenn schon keine Schneemonster drin waren, aber das war auch unmöglich. Wir sind ca. 200 Meter ums Haus gelaufen und das wars. Der Wind war so stark, man konnte nichts sehen, kaum laufen und das Gesicht wurde so kalt, das schnell alles weh tat. Also haben wir eine Stunde in dem Restaurant (sah eher aus wie ne Schwimmhalle mit Stühlen) gewartet und sind dann wieder ins Tal gefahren. Schade ... :(

An einem anderen Tag bin ich nach Matsushima gefahren. Googelt doch mal danach. Sieht wirklich toll aus. Bei der Bootstour sind hinter dem Schiff ganz viele Möwen mitgeflogen und haben sich im Flug füttern lassen. Matsushima war aber gar nicht so groß, wie ich dachte und nach der Bootstour, dem Tempel und der Mininsel mit der roten Brücke bin ich noch etwas weiter gefahren und hab mir in Niboru ein Fahrrad gemietet. Damit ging es dann zu dem Berg, von dem aus man einen schönen Blick über die Bucht von Matsushima (ca. 270 kleine Inselchen) haben soll. Da das Fahrrad für Japaner eingestellt war und ich beim Treten mir immer fast in den Hintern getreten habe, war es dementsprechend mühsam die 3 km bis zum Berg zu fahren. Als ich dann oben war, brauchte ich erst mal ne Pause. Musste aber sowieso noch ca. 1 Stunde auf den Sonnenuntergang warten ... war also ok. Der Sonnenuntergang war richtig schön.
Bilder folgen später.

Nach Yamader bin ich auch alleine gefahren und hab mir die Tempelanlage im Berg angeschaut. 20 Minuten Treppensteigen bis man ganz oben ist. Mir haben vielleicht die Beine gezittert. Bin ja richtig froh, dass ich im Flachland geboren wurde. Kaum vorzustellen, was wäre, wenn man da oben wohnt und man die Milch im Supermarkt vergessen hat :(

Was hab ich denn noch gemacht?

Einen Tag war ich auf der Okashima Halbinsel, was aber ein totaler Reinfall war. Mein erster in Japan ... War erst um 11 Uhr in Onagawa von wo aus leider nur alle 2 Stunden Busse runter ans Ende der Halbinsel fahren oder das letzte Boot um 14 Uhr wegfährt. Also stand es zur Auswahl, mit dem Boot, aber dann nur 10 Minuten Aufenthalt auf der Insel zu der ich wollte (Kinkasan) oder ne Stunde auf den Bus warten. Ich hab dann auf den Bus gewartet und dachte, das man evtl. vom Ende der Halbinsel nen schönen Blick auf Kinkasan hat. Also 1,5 Stunden mit dem Bus an der Küste entlang. Der Ausblick zumindest war sehr schön. In Ayukawa (Ende der Halbinsel angekommen) sah es aber aus wie in unserem Nachbarort abends um 20 Uhr. Niemand auf der Strasse, alle Geschäfte (bis auf 2) geschlossen. Das einzige Museum im Ort geschlossen wegen Renovierung. Das letzte Boot fährt um 15 Uhr und auch sonst waren alle Bürgersteige schon hochgeklappt. Nach einer Stunde in der Trostlosigkeit bin ich dann mit dem Busfahrer zurückgefahren, mit dem ich gekommen bin. Der war darüber sehr verwundert. Im Bus stiegen dann zwischendrin lauter Schulkinder ein (Teenageralter) und auch wieder aus. Lustig war beim Aussteigen, dass sie sich immer kurz umdrehten und sich vor allen anderen Mitschülern im Bus verbeugten und Sayonara sagten. Ganz eigenartig, oder?

Hier in Morioka hab ich ja noch nicht allzuviel gemacht. Mal sehen, was wir noch unternehmen werden ... M. freut sich schon aufs shoppen ;)

Ich bin hier mitten in einer "japanischen Durchschnittsehe" gelandet. Wenn ich das mal so sagen kann. Es gibt, so hoffe ich doch sehr, auch andere Ehen .. aber das hier ist wohl das, was man so von Japanern erwartet. M. ist Hausfrau mit zwei Kindern und der Mann geht arbeiten und kommt immer nach 8.30 Uhr heim. Mit Unternehmungen abends ist das nichts mehr viel und am Wochenende ist das gemeinsame Skifahren wohl das Höchste.

Beide reden zwar miteinander, aber halten immer einen Mindestabstand von 1 Meter ein, so scheint es zumindest. Gestern hatte der Mann (Sh.) überraschend frei und M. war ziemlich geschockt, weil sie damit nicht gerechnet hatte. Sie meinte, es wäre ihr lieber, wenn er nicht da ist. Sie hat auch anklingen lassen, das es ja praktisch ist, wenn die Kinder groß sind, das sie sich dann scheiden lassen kann. Ich hab den Eindruck, das in Japan nach der Ehe alles aufhört. Ich hoffe natürlich, das ich mich irre oder es sich zumindest ändert, aber was ich hier schon mitbekommen habe, ist absolut nicht erstrebenswert. Als ich M. das erzählte, was ich für einen Eindruck habe, meinte sie, dass das stimmt. Nach der Ehe ist alles anders. Männer haben ihre Arbeit, Frauen ihre Kinder und evtl. Hobbies und die Hausarbeit. Gemeinsamkeiten sind fast nicht vorhanden und auch gemeinsame Unternehmungen beschränken sich auf das Nötigste. Kein Wunder, dass M. jeden Tag auf die Mails von ihrem "Boyfriend" wartet.

Komisches Völkchen, oder?
bis dann

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